Dienstag, 1. September 2015

Romeo und Julia auf dem Dorfe: Warum begehen sie einen Doppelsuizid?


Die Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ endet mit dem tragischen Tod von Vrenchen und Sali. Sie entscheiden sich nach einer Leidenschaftlichen Tanznacht an der Kirchweih für den gemeinsamen Suizid im reissenden Fluss, unweit entfernt des Dorfes.

Doch dieser Tod wirft eine entscheidende Frage auf: Warum begehen die verliebten einen Doppelsuizid? Schliesslich wären sie noch jung, hätten noch vieles vor sich und könnten jede Menge Kinder kriegen. Kurz gesagt hätten sie noch viele glückliche Tage vor sich gehabt.

So würde zumindest ein typisches Kindermärchen enden. Mit einem „Happy End“, einem „wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ und ganz viel „Friede, Freude, Eierkuchen“. Doch wären die Beiden tatsächlich so glücklich geworden wie in einem Bilderbuch?

Vermutlich nicht, denn bereits die Bauernfamilien aus denen Vrenchen und Sali stammten sind seit geraumer Zeit verfeindet. Dies würde früher oder später auch zu einem Zwiespalt in der Beziehung von den Jugendlichen führen. Auch wenn dies nicht sofort eintreffen würde, so würde die Vergangenheit sie dennoch irgendwann einholen. Streit und Traurigkeit wäre wohl die Folge.

Weiter Probleme würden sich häufen. Zum einen die Geldnot, da beide weder Ausbildung noch Beruf besitzen, die daraus folgende Armut und Hungersnot. Ganz abgesehen davon, dass sie kein Heim mehr besitzen, da alles verkauft wurde, um sich den letzten Abend an der Kirchweih zu leisten können.

Man kann davon ausgehen, dass das Liebespaar gemeinsam den Weg des Todes beschreiten möchte, solange noch alles „Perfekt“ ist. Solange noch keine Probleme ihre Seele belastet. Solange ihre Liebe noch wie ein grosses Feuer lodert. Der Hintergedanke bei dem Doppelsuizid ist wohl, dass im Tod alles nur besser werden kann, da man das Paradies betritt. Das Leben birgt im Gegensatz dazu nur Leid und Not.

Der Doppelsuizid ist demnach eine Art „Erlösung“, eine Flucht vor den bevorstehenden Problemen, aus Angst, diese nicht bewältigen zu können.

Ob dies die beste Lösung ist, sei dahingestellt. Klar ist allerdings, dass sie für Vrenchen und Sali die einzige und auch letzte war.