Freitag, 21. November 2014

Brief an Werther


22. Junius 1771

Mich freut es zu hören dass es dir gut geht, du hast dich anscheinend gut aufgerappelt nachdem du die Stadt verlassen hast. Was mich ebenfalls erfreut ist die Bekanntschaft mit dieser gewissen Lotte, welche, laut deiner Beschreibung ein Engel auf Erden sein soll. Ich kann es kaum erwarten sie gegebenenfalls auch kennenzulernen, wenn ich dich besuchen komme. Sie ist wohl wirklich ein besonderer Mensch für dich.

Allerdings pass gut auf, dass du dich nicht zu sehr hineinsteigerst. Dieser Albert scheint mir ein netter und ehrlicher Mann zu sein.

 

Du erzähltest mir auch von diesem Ball, doch was mich wirklich fasziniert, ist die Tatsache, dass du Tanzen gelernt hast. Wo du dir diese Fertigkeit angeeignet? Soweit ich mich erinnern kann hast du zwei linke Füsse und ein Rhythmus Gefühl eines Gummiballes. Gut für dich, dass das Lotte nicht aufgefallen ist und auch das Gewitter kam dir nicht gerade ungelegen.

Allerdings tut es dir gut, dich ein wenig unter Gesellschaft zu befinden.

 

Ach ich freue mich auf meinen baldigen Besuch, mich schmeichelt die Vorstellung durch die herrlichen Wäldchen, von denen du erzähltest, zu spazieren.

 

Mit Grüssen

Anouk

 

Donnerstag, 13. November 2014

Brief an Herr Meier


Lieber Herr Meier,

 

Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich hatte im Augenblick viel Zeit investiert um mich mit einem gewissen Werther auseinanderzusetzen.

 Vorweg gesagt ist er ein ziemlich sympathischer Typ, sagt selten etwas Böses zu irgendjemanden und wirkt auch ziemlich offen. Man findet ihn oft in der Natur, welche er sehr schätzen gelernt hat. Man weiss auch, dass er sehr viel von Kunst hält und auch selber malt oder zeichnet in seiner Freizeit. Ein Motiv seiner Werke hat mich besonders fasziniert: Werther war so entzückt von einem Geschwisterpaar, wobei das ältere auf den jüngeren aufpasste und zeichnete voller Freude die beiden ab. Das Resultat war umwerfend.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass Werther ein grosser Kinderfreund ist. Immer wenn er Kinder sieht, oder mit ihnen in Kontakt tritt, überkommt ihn ein Schwall vor Freude. Ich denke oftmals dass er sich gar nicht sattsehen kann von der Lieblichkeit und Unschuld der Kinder.

 Aber nicht nur Kinder vermitteln ihm ein solche Freude, auch eine gewisse „Lotte“ verschlägt ihm beinahe die Sprache. Nur beinahe, da er kaum einen Atemzug beendet ohne von ihrer Schönheit oder ihrem Charakter zu schwärmen. Sie ist für Werther so was wie die grosse Liebe, die er unter keinen Umständen verlieren will.

Ich hoffe ich konnte dir diesen Werther etwas vorstellen und hoffe auch, dass du verstehst, warum ich über so lange Zeit kein Lebenszeichen von mir geben konnte.

 

Freundliche Grüsse,

Anouk

Donnerstag, 6. November 2014

Analyse zur Erzählweise von Polarrot

Die Handlung des Werkes „Polarrot“ wird von einem personalen Erzähler erzählt. Er spricht in der Er-Perspektive, und erläutert teilweise auch Gefühle, Gedanken sowie auch das Innenleben von Jakob Breiter, woraus man schliessen kann, dass die Handlung in einer personalen Erzählweise abspielt.
Allerdings wird oft wird die Situation oder Handlung nur nüchtern erzählt und schafft dadurch eine gewisse Distanz zum Protagonisten. Es wird selten erläutert, was ihn tatsächlich zu seinen Handlungen treibt. Beispielsweise als Jakob das Gold von Isaak Meyer schmuggelt, wird nur seine Geldgier als Schlüsselreiz erwähnt. In dieser Szene wird kaum näher erklärt, was Breiter wirklich dabei denkt, ob er dies vielleicht auch aus weniger oberflächlichen Gründen wie Geld- oder Habgier getan hat. Somit entwickelt der Leser so gut wie keine persönliche Bindung zu Jakob Breiter. Er erscheint unnahbar und unantastbar.
Der Autor hat vermutlich einen solchen, sehr neutralen, Erzähler gewählt, um den Charakter des Protagonisten als ziemlich abweisend, vielleicht sogar fast menschenfremd zu gestalten. Dadurch kann man sich selber schlecht mit Jakob Breiter identifizieren, er wirkt überhaupt nicht als Vorbild oder „Helden“.